Fotowissen

Bildgestaltung

Reisefotografie Namibia

Was ist ein gutes Foto?

Grundlagen der Bildgestaltung

Gelungene Bildgestaltung ist kein Zufall, es gibt Regeln. Die werden oft zitiert und bemüht. Dabei gibt es wenig Einigkeit, wie viele Regeln wirklich wichtig sind. Mal sind es 5, mal 10, die aber regelmässig mit vielen Ausnahmen gelten. Denn im selben Atemzug wird dazu ermuntert, Regeln zu brechen. Aber nicht immer, denn manchmal sind sie ja doch sinnvoll.

„Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdreht.“

Mark Twain

Ganz ehrlich? Das ewige Wiederholen, dass man die Regeln ja auch brechen kann, ermüdet. Es entsteht der Eindruck, dass es einfach nicht so sehr darauf ankommt, und das stimmt so nicht. Die Bildgestaltung ist die Art und Weise, mit der wir unsere angestrebte Bildaussage umsetzen. Die Regeln sind die Instrumente dazu, nicht mehr und nicht weniger. Sie beliebig zu missachten macht Fotos nicht besser. In einem Blog habe ich gelesen: Brich keine Regel, die du nicht kennst. Dem stimme ich zu.

Also dann. Wir legen einfach mal los mit den Standards.

Die Bildidee

Nehmen wir an, ich will einen Strand fotografieren und die erholsame Stimmung wiedergeben. Dann werde ich Gestaltungselemente wählen, die die Harmonie des Anblicks unterstreichen: Das Licht der nachmittäglichen Sonne auf türkisblauem Wasser, die geschwungene Linie des Strandes mit einer anbrandenden Welle im Vordergrund und dem Findling im Goldenen Schnitt. Dabei mache ich mir vielleicht die Füsse nass, weil das Ganze vom Wasser aus besser aussieht, besonders, wenn man leicht in die Hocke geht.

Hier wird klar:

Erst kommt die Aussage des Bildes, dann die Gestaltung mit formalen Mitteln.

Dies sind die Regeln, die wir nutzen:

  1. Querformat, um Natürlichkeit und Weite zuzulassen
  2. Weitwinkel-Objektiv, um Vordergrund und Tiefe zu haben
  3. Wahl des Vordergrundes, hier die Welle des Wassers
  4. und des Hintergrundes – hier vielleicht Dünen und Bäume
  5. Wahl des Standpunkts (im Wasser)
  6. Wahl der Perspektive (von unten)
  7. Der grade Horizont
  8. Wahl der Lage des Horizonts, hier oberhalb der Bildmitte
  9. Harmonische Bildaufteilung nach dem Goldenen Schnitt
  10. Tiefe, symbolisiert durch Linien von Strand und Wellen
  11. Seitenlicht für gemässigte Kontraste
  12. Warmes Sonnenlicht für Wohlbehagen
  13. Respekt vor dem Bildrand
  14. Schärfe durch kurze Verschlusszeit
  15. Kleine Blende für durchgehende Schärfe

Am Anfang steht also die Frage: Was wollen wir fotografieren, und wie? Das WAS ist eher schnell beantwortet. Das, was wir sehen. Das WIE wird von von vielen Einflüssen abhängen, von der Art des Motivs, vom Licht, von der Umgebung und vielleicht von unseren Visionen und unserer Stimmung. Das Bild kann etwas Anregendes haben, das die Phantasie beflügelt. Es kann etwas Beruhigendes haben, das an eine Auszeit denken lässt, wir lieben es. Es kann aber auch etwas Beunruhigendes haben, vielleicht sogar etwas Bedrohliches, vielleicht kommt Sturm auf.

Die gute Nachricht ist, dass wir uns darüber nicht den Kopf zerbrechen müssen. Wir wissen all das im selben Moment, in dem wir uns für ein Foto entscheiden. Machen wir es uns bewusst, dann gestalten wir das Bild.

Die Gestaltungsmerkmale, die wir benutzt haben, hier noch einmal im Einzelnen:

1. Das Format

  • Das Querformat kommt dem Sehfeld der menschlichen Augen am Nächsten. Es ist daher 1. Wahl, wenn eine realitätsnahe oder naturnahe Sehweise erwünscht ist. Es lässt auch den Eindruck der Weite zu und erlaubt Fotos, bei denen das Format eben nicht als prägendes Gestaltungselement eingesetzt werden soll.
  • Das Panoramaformat betont die Weite und sagt uns, dass diese Weite bedeutender ist als wir sie normalerweise wahrnehmen.
  • Das Hochformat betont vertikale Strukturen und verabschiedet sich von Weite. Ein Turm wird hoch, eine enge Gasse noch enger.

2. Die Brennweite

Mit der Wahl der Brennweite legen wir einen Bildausschnitt fest. Die Brennweite von 50mm beim Vollformatsensor mit 24x36mm nennt man Normalbrennweite, das entspricht 25mm bei MFT. Jede andere Brennweite weicht von der üblichen Sehweise des menschlichen Auges ab. Ein Weitwinkel zeigt mehr und verkleinert gleichzeitig das Motiv, ein Teleobjektiv zeigt weniger und vergrössert. Die Brennweite hat aber noch weitere gestalterische Wirkungen:

  • Ein Weitwinkel ermöglicht das Hervorheben von Nähe bei gleichzeitiger Weite, bis hin zur Verzerrung. Es zieht Dinge auseinander, schafft Distanz. Es gestattet Schärfe von vorne bis hinten. Panorama-Aufnahmen sind möglich.
  • Ein Teleobjektiv holt Dinge nah heran, lässt sie aber am Hintergrund kleben. Es zieht die Dinge zusammen, die Distanzen werden kleiner, Gegenstände und Landschaften flacher. Es ermöglicht aber auch, Dinge durch selektive Schärfe aus der Umgebung herauszulösen. Ein leichtes Tele ist wegen seiner geringen Verzerrung ideal für Portraits.

3. Der Vordergrund

Im Vordergrund steht etwas Vordergründiges: Bildwichtig, aber vielleicht nur ein Detail. Ohne Vordergrund ist Tiefe nur mit Hilfsmitteln darstellbar. Weitwinkel-Aufnahmen benötigen also immer einen Vordergrund, der zur Bildaussage umso mehr beiträgt, je mehr Platz er im Bild einnimmt. Im Idealfall wird der Vordergrund dem Hauptbild eine ergänzende Information zufügen. Ein Vordergrund, der mit dem Hauptbild nichts zu tun hat, weckt Unverständnis.

4. Der Hintergrund

Der Hintergrund zeigt den Raum, in dem sich alles abspielt. Er ist so etwas wie die Bühne der Akteure. Je nachdem, wie viel Raum er in Anspruch nimmt, kann er das Bild bestimmen. Da der Hintergrund in der Regel im oberen Bildteil liegt, teilt er sich den Platz mit dem Himmel, der dadurch Teil des Hintergrundes wird. Manchmal ist der Himmel der einzige Hintergrund. Der Hintergrund wird Teil des Bildes, wenn er nicht einfarbig, sondern belebt ist, z. B. durch Wolken.

Ein deutlich unscharfer Hintergrund macht den Vordergrund zum alleinigen Bildteil und löst die Akteure aus der Umgebung und ihrer Umwelt heraus.

5. Der Standort

Der Standort bestimmt die Sicht auf die Dinge. Hier entscheidet sich, von wo du die Dinge siehst. Der Wechsel des Standorts ermöglicht die Sicht in eine andere Richtung und auf andere Räume, sogar auf den Lebensraum oder die Umgebung des Fotografen (Selfie…) Mit dem Standort ändert sich der Hintergrund. Man sagt auch: Einen anderen Standpunkt einnehmen.

6. Die Perspektive

Mit der Wahl der Perspektive entscheidet der Fotograf, auf welchen Teil des Motivs er besonderes Gewicht legt: Oben oder unten.

  • Aus Augenhöhe fotografiert zeigt sich die alltägliche und damit eher langweilige Sicht. Es ist aber auch die respektvolle Sichtweise gleichberechtigter Menschen und damit die bevorzugte Perspektive für Portraits.
  • Die Vogelperspektive zeigt eine Übersicht, Weitsicht, und bewahrt die Distanz der Motive untereinander. Sie lässt die Details kleiner erscheinen und nimmt ihnen etwas von ihrer Bedeutung. Bei Menschen wird der Kopf betont während der Körper an Gewicht verliert.
  • Die Froschperspektive betont die Untersicht. Die Kamera geht auf eine Ebene mit den Details. Dabei werden kleine Dinge gross und bedeutend, Nähe und Weite werden stark unterschieden. Aus der Hocke fotografiert werden Menschen grösser und die Beine länger. Bei kleineren Tieren, etwa Haustieren, begibt man sich auf Augenhöhe mit ihnen.

7. Der Horizont

Der Horizont muss grade sein, sonst kippt das Bild. So lernt man das. Die Kamera bietet für Zweifler eine Wasserwaage im Sucher an, und raffinierte Bildbearbeitungsprogramme gleichen einen kippenden Horizont automatisch aus. Für unser Beispiel muss der Horizont tatsächlich waagerecht sein, denn sonst würde das Wasser des Sees den Berg hinunter fliessen.

Aber es gibt Ausnahmen, vor allem bei Fotos von Personen. Eine steigende Linie im Hintergrund vermittelt Fortschritt und Zukunft. Wenn also der Horizont oder andere natürlichen waagerechten Elemente von links unten nach rechts oben ansteigen, dann kann das dem Bild eine innere Dynamik verleihen, die viel spannender ist als die statische Gleichmässigkeit der Waagerechten. Was man aber nie tun sollte: Fallende Linien bilden. Geht der Horizont bergab, dann, vermittelt das Perspektivlosigkeit und das Motiv rutscht nach rechts unten aus dem Bild.

8. Die Lage des Horizonts

Die Lage des Horizonts gibt dem Teil des Motivs Raum, auf den es uns besonders ankommt. Der tiefliegende Horizont bringt die Wolken am Himmel in den Mittelpunkt, der tiefliegende Horizont die Landschaft. Viel Himmel oder mehr Erde, eher Luft oder doch viel Wasser, was gleichbedeutend ist mit Leichtigkeit oder Schwere. Auch ein Horizont, der nur sehr wenig zum oberen oder unteren Bildrand freigibt, wirkt sich massgeblich auf den Charakter des Bildes aus. Erst wenn gar kein Horizont mehr im Bild ist, wird das Auge des Betrachters nicht mehr abgelenkt, Stimmungen spielen keine Rolle mehr und die Konzentration gilt einzig den abgebildeten Details. Das ist der Grund, warum beispielsweise Makro-Aufnahmen eine besonders intensive Wirkung haben können.

9. Der Goldene Schnitt

Der goldene Schnitt ist das wohl berühmteste Zahlenverhältnis weltweit. Er ist das Teilungsverhältnis einer Strecke, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil entspricht.

Also: (a+b) verhält sich zu a wie a zu b.

Was sich mit Zirkel und Lineal einfach darstellen lässt, ist digital absolut nicht machbar. Die Goldene Zahl ist eine sog. irrationale Zahl, die sich nicht als Bruch ganzer Zahlen darstellen lässt. Mit anderen Worten: Ich kann das Teilungsverhältnis zwar mit 10 oder 100 Nachkommastellen angeben, ich komme dem Goldenen Schnitt dabei auch näher, erreiche ihn aber nie.

Grafik gemeinfrei nach Wikipedia/Stannered

In der Fotografie wird durch die Aufteilung des Bildes nach dem Goldenen Schnitt ein besonders harmonischer Gesamteindruck erzeugt und damit eine freundliche Grundstimmung. Als Hilfsformel für die ansonsten komplizierte Berechnung kommt das Verhältnis von 12:5 für die linke Bildseite und 12:7 für die rechte Seite dem Goldenen Schnitt recht nahe. Praktisch heisst das: Man rückt das Hauptmotiv von der Bildmitte etwas nach links oder rechts, und schon passt das so ungefähr.

Bei den meisten Kameras kann man ein Gitter mit 9 gleich grossen Feldern in den Sucher einblenden, das die Bildaufteilung erleichtert. Die Drittelung der Bildlänge und -höhe entspricht dem Verhältnis 12:4 bzw. 12:8. Gegenstände, die auf den Gitterlinien abgebildet werden, sind dann sehr nah am Goldenen Schnitt. Der echte Goldene Schnitt sitzt geringfügig näher an der Bildmitte als die Rasterlinien.

Weil die Drittelung mit eingebauten Rasterlinien so praktisch ist, hat sie sich auf breiter Front durchgesetzt. Man spricht inzwischen zunehmend von der „Drittel-Regel“ und meint im Grunde die Vereinfachung durch die Kameras.

Die Wirkung und das Gegenteil

  • Der Goldene Schnitt erzeugt eine ausgewogene Stimmung, das Bild ruht in sich, es sagt schon alles. Fortsetzung nicht nötig.
  • Setzt man dagegen eine Person deutlich von Goldenen Schnitt ab, etwa auf die linke Bildseite mit Blick nach rechts, dann erzeugt man eine positive Spannung im Bild, die dem Blick der Person folgt, der Bildmitte oder der rechten Bildseite zusätzliche Bedeutung verleiht und die Aufmerksamkeit des Betrachters unmittelbar dorthin lenkt.
  • Wenn aber eine Person, die links steht, auch nach links schaut, dann wendet sie sich von der Bildmitte ab. Diese Person steht kurz davor, dass Bild zu verlassen, sie ist fertig damit und kehrt ihm den Rücken zu. Auch in diesem Fall entsteht eine Spannung, allerdings eine negative.

Abweichungen vom Goldenen Schnitt sollten bewusst gehandhabt werden und deutlich ausfallen. Eine geringfügige Abweichung könnte eher als indifferentes Missbehagen wahrgenommen werden.

Es gibt noch einen Grund, vom Goldenen Schnitt abzuweichen: Die Doppelseite. Wenn es nicht möglich ist, eine Person oder einen bildwichtigen Gegenstand im Goldenen Schnitt abzubilden, ohne dass er durch die Bildmitte „geschnitten“ wird, dann muss er weiter seitlich positioniert werden. Falls beabsichtigt ist, später ein Buch zu machen, in dem das Foto eine Doppelseite einnehmen soll, dann sollte hier möglichst eine zweite Aufnahme mit entsprechend geänderter Aufteilung gemacht werden. Die Person oder der Gegenstand werden dann ganz auf einer Seite abgebildet, so dass der Bruch in der Mitte den bildwichtigen Teil nicht zerschneidet. Die andere Bildseite lässt Platz für gestalterische Zwecke, Überschriften oder Texte.

10. Die Tiefe

Die Aufgabe, in einem zweidimensionalen Bild die räumliche Tiefe der dritten Dimension zu erzielen, ist grundsätzlich nicht einfach. Wir müssen also mit fotografischen Symbolen arbeiten.

  • Die Herstellung von Perspektive ist das wichtigste Mittel, um Tiefenwirkung zu erzielen. Eine Methode ist es, den Vordergrund vom Hintergrund optisch zu trennen. Manchmal bietet sich ein Mittelgrund an, oder es helfen Kontraste, Farben oder Strukturen.
Skandinavien Roadtrip
Die Europastrasse 6 in der norwegischen Finnmark
  • Linien wie z. B. eine Strasse können das Auge in die Tiefe führen. Sie müssen nicht grade sein, sollten aber ausreichend gross sein und zur Umgebung kontrastieren.
  • Selektive Schärfe auf einen bildwichtigen Fokuspunkt und Unschärfe in der Ferne lässt die scharfen Teile plastisch hervortreten und näher wirken.
  • Dunkle Flächen und Formen symbolisieren Nähe. Der Vordergrund sollte also dunkler sein als der Hintergrund. Bei Landschaften könnten dunkle Farben oder der der Schatten einer Wolke im Vordergrund platziert werden

11. Der Kontrast

Die Richtung des Lichts ist entscheidend für das Entstehen von Schatten und Kontrasten und damit für die Informationsvielfalt im Bild, für die Darstellung von Details, die Tiefenwirkung und die Bildstimmung.

  • Direktes Auflicht (Vorderlicht) lässt die Schatten hinter den Gegenständen verschwinden. Es wirkt flach, Tiefe ist kaum zu erzeugen. Die Farben erscheinen im Auflicht besonders intensiv, vor allem in Verbindung mit bewusst knapp gehaltener Belichtung. Für den Fotografen stellt sich bei Weitwinkel-Aufnahmen das Problem, dass der Körperschatten ins Bild fällt.
  • Seitenlicht erzeugt Schatten seitlich hinter den Gegenständen und damit räumliche Tiefe. Die Gegenstände werden plastisch abgebildet und heben sich gut vom Hintergrund ab. Von der Belichtung her ist Seitenlicht unproblematisch. Insgesamt kann Seitenlicht als die universellste Lichtrichtung angesehen werden.
  • Streiflicht ist eine Besonderheit, die kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang auf ebenen Flächen auftritt. Die Schatten werden seitlich lang, die Konturen stark betont. Es ist ein Licht, das jedes Steinchen vom Boden abhebt. Dabei ist die Lichtfarbe häufig warm während die Schatten eher bläuliche Farben annehmen.
  • Gegenlicht ist die kontrastreichste Form des Lichts. Die Kontraste sind so hoch, dass sie ohne Hilfsmittel wie Aufheller oder Blitz nicht überbrückt werden können. Gegenlicht eignet sich kaum für die informative Fotografie, dafür umso mehr für die künstlerische. Es sind Bilder möglich, bei denen das Licht an sich die Bildaussage ausmacht, indem sehr helle Bildteile dominieren während Details im Dunklen verschwinden.

12. Die Farbe

Farbe ist Teil der Bildaussage und gibt dem Foto einen Charakter. Grün symbolisiert Natur und Wachstum. Braun steht für Erdverbundenheit, aber auch für Dürre. Blau ist die Farbe des Himmels und assoziiert die positiven Gefühle, die mit schönem Wetter, Urlaub, Freiheit verbunden sind. Rot signalisiert Alarm und weckt hohe Aufmerksamkeit.

Tageszeitlich bedingt kennen wir die goldene Stunde und die blaue Stunde, Farben des Lichtes, die durch die besondere Stellung der Sonne hervorgerufen werden:

Die goldene Stunde

ist die Zeit vor Sonnenuntergang, in der die Sonne durch ihren Stand nahe dem Horizont einen hohen Anteil rötlichen Lichtes hat und die Landschaft in warmen Farben erscheinen lässt.

Die blaue Stunde

ist die Zeit nach Sonnenuntergang, in der nicht mehr das direkte Sonnenlicht, sondern die Reflexion des Himmels die Farbgebung dominiert. Weisse und neutralgraue Dinge werden blau abgebildet, es herrscht eine kühle aber entspannt ruhige Farbstimmung vor.

Blaue Stunde am Strand bei Mönkebude.

Beide, die goldene wie die blaue Stunde, eignen sich für stimmungsvolle Aufnahmen, in denen der besondere Charakter etwa einer Heidelandschaft oder einer maritimen Häuserzeile besser herausgearbeitet werden können als zu jeder anderen Tageszeit.

Die Wiedergabe eines Fotos in Schwarz-Weiss schliesst bewusst die Farbe aus und reduziert auf Grauwerte. Das bedeutet den bewussten Ausschluss der Information und der Stimmung, die durch die Farbe ins Bild gebracht werden. Gründe für Schwarz-Weiss Fotografie können sein:

  • Farbe würde von anderen wichtigen Gestaltungselementen des Bildes ablenken
  • Die Bildaussage soll auch inhaltlich auf schwarz-weiss reduziert werden
  • Es soll der Eindruck von Konservativität und Seriosität hervorgerufen werden
  • Die farbliche Filterung des Lichts bei der Aufnahme, z. B. für Wissenschaft, Polizei u. a. erlaubt nur die Wiedergabe in Schwarz-Weiss.

13. Der Bildrand

Der Bildrand begrenzt das Foto und entscheidet somit darüber, was im Bild ist und was ausserhalb. Was immer man fotografiert, es sollte nicht den Bildrand berühren. Das gilt für alle grösseren Dinge, auch die entfernten. Die Gegenstände sollen etwas Luft zum Bildrand lassen oder eindeutig angeschnitten oder durchgeschnitten sein, so dass auch ein Versehen ausgeschlossen ist. Ein Berühren irritiert durch den Eindruck, etwas hinter dem Bildrand nicht gesehen zu haben, was noch zum Bild gehören könnte.

14. Die Bewegung

Wir arbeiten mit den Bruchteilen von Sekunden und frieren Bewegung durch sehr kurze Verschlusszeiten ein, um Unschärfen zu vermeiden. Da Bewegung im statischen Bild nicht gezeigt werden kann, sind wir auch hier auf Symbole angewiesen. Der Eindruck von Bewegung kann durch lange Verschlusszeiten oder durch Mitziehen hervorgerufen werden.

Die Bewegung von Wasser, etwa von Wasserfällen, kann durch lange Verschlusszeiten symbolisiert werden. Dabei wird das Wasser unscharf und zeigt dadurch Bewegung an, es wirkt dadurch allerdings auch weich und sanft, was nicht immer gewünscht ist.

Die Bewegung eines Sportlers oder eines Rennwagens kann durch mitziehen bei mittlerer Verschlusszeit symbolisiert werden. Der Hintergrund wird dabei durch die Bewegung unscharf, zeigt aber durch die Struktur noch die Richtung an.

15. Die Schärfe

Ein Bild muss scharf sein, um das Auge des Betrachters zufrieden zu stellen. Eine durchgehende Schärfe bei Weitwinkel-Objektiven ist etwa ab Blende 8 oder höher erzielbar.

Schärfe und Unschärfe können als Gestaltungsmittel eingesetzt werden, um den Blick fast magisch auf diesen einen scharfen Punkt im Bild zu lenken, während alles Andere im Bild als unwichtig verschwimmt. Einzig der Charakter der Umgebung kann durch den abgebildeten Hintergrund und den Grad der Unschärfe erahnt werden.

Selektive Schärfe, die sich deutlich von der Unschärfe des übrigen Bildes abhebt, ist nur mit Teleobjektiven bei weit geöffneter Blende zu erzielen. Der Grad der Unschärfe des Hintergrundes hängt von der Brennweite des Objektivs, der Blendenöffnung, dem Abstand zum scharf gestellten Objekt und dem Abstand zum Hintergrund ab. Je näher der Fotograf dem Objekt ist, desto leichter lässt es sich aus dem Hintergrund herauslösen.

16. Der bewusste Bruch der Regeln für eine individuelle Bildgestaltung

Jede Regel ist eine Norm, ein Standard, der in den meisten Situationen zu guten Ergebnisse führt. Wer die Regeln kennt, kann sie brechen, um eine ganz bestimmte Wirkung zu erzielen. Solche Fotos haben einen bestimmten Ausdruck. Sie als „die besten Fotos“ zu bezeichnen, würde die subjektive Wahrnehmung allerdings überschätzen. Wir haben bei einigen Regeln die ersten Anhaltspunkte geliefert. Probiere sie aus!

Aber wenn du die Regeln brichst, brich sie deutlich! Die eindeutige Abweichung von der Norm schärft beim Betrachter die Wahrnehmung des Bildes. Eine zu geringfügige Abweichung würde eher wie ein unbeabsichtigter Fehler wirken und den Gesamteindruck einfach nur stören.

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Ein Tipp zum Schluss

Erfahrene Fotografen werden die Regeln der Bildgestaltung gewohnheitsmässig mit schlafwandlerischer Sicherheit fast automatisch anwenden. Fragt man sie, warum sie etwas so und nicht anders gestalten, dann sagen sie: Sieht besser aus so. Das erfordert nicht nur ein bestimmtes Wissen, sondern natürlich auch Erfahrung. Bis man die Regeln beherrscht, ist meiner Meinung nach ein Nachschlagewerk hilfreich, in dem man immer wieder das eine oder andere Kapitel nachlesen kann.

Natürlich freue ich mich, wenn ihr meinen Artikel als Nachschlagewerk nutzt. Richtig ausführlich und umfassend kann man die Bildgestaltung aber nur in grösseren Zusammenhängen darstellen, etwa in einem Buch mit vielen Bildbeispielen. Bis ich selber ein Buch schreibe, empfehle ich den Klassiker von Andreas Feininger.

Andreas Feininger, der Altmeister der Grossbildfotografie, hat in seinem Werk „Die hohe Schule der Fotografie“ die Regeln sehr viel ausführlicher beschrieben und sie die „fotografischen Kontrollen“ genannt. Einen Link zu dem Buch findest du in der rechten Spalte. Obwohl das Buch noch aus der Zeit stammt, in der digitale Fotografie unbekannt war, greift es doch auf die Bereiche menschlichen Sehens zu, die heute noch gelten. Es beantwortet insofern die Frage, wie ein gutes Foto gestaltet werden kann, ohne Verwirrung durch ständig neue technische Möglichkeiten zu stiften.

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