Fotowissen

Fotografieren im Mondlicht

Nichts ist spannender als Fotos mit ungewöhnlichem Licht. Und es ist auch eine Herausforderung.

Mondlicht verzaubert

Zunächst geht es darum, ein Motiv zu finden, das im Mondlicht ein eindrucksvolles Foto abgibt. Eine Landschaft vielleicht, Hügel, Senken, Häuser, ein Schloss, ein Fluss, Seen, ein einzelner Baum auf freiem Feld – eine Szenerie, die beim Licht des Mondes diese besondere Stimmung aufkommen lässt.

Nachts sind alle Katzen grau, aber auch alles Andere sieht anders aus als bei Tag. Landschaften werden flach und farblos, Bäume oder Fassaden bilden einen dunklen Kontrast gegen den Himmel, Häuser sind beleuchtet, Autos hinterlassen Lichtspuren. So geschickt man sich auch anstellt – man wird keine umfassende Vorstellung entwickeln, wie eine Landschaft bei Mondschein im Foto aussieht, wenn man sie nicht vorher im Mondlicht gesehen hat.

Nutze also die nächsten klaren Mondnächte für die Suche. Ein Vollmond, der zwischen Hügeln aufgeht oder neben einem Schloss oder einem Turm kann ein tolles Motiv sein, aber auch eine Flusslandschaft oder ein einzelner Baum auf einer Wiese. Dabei könnte ein leicht erhöhter Standort von Vorteil sein – kein Berg, eher ein Hügel, ein Felsen, ein Damm oder Deich, eine Brücke, ein Flussufer.

Die Zeit

Es sollte ein Vollmond sein oder einen Tag vorher oder nachher. Kurz nach Mondaufgang erscheint der Mond nahe der Erde. Das ist die beste Zeit, wenn das Tageslicht langsam weniger wird und der Mond langsam stärker leuchtet. Die richtige Mischung ist für jedes Motiv eine andere, da helfen nur Belilchtungsreihen.

Entsprechendes gilt für den Monduntergang. Der findet häufig noch in der Nacht oder am frühen Morgen statt und in ungefähr entgegengesetzter Richtung. Andere Zeit, anderer Ort, anderes Licht – ein ganz anderes Foto.

Informiere dich zunächst, wann der nächste Vollmond ist und wo er auf- und untergeht. Die Mondphasen sind auf der Webseite timeanddate genauestens dokumentiert. Da wird neben der Uhrzeit des Mondauf- und Untergangs für jeden Ort auch die Himmelsrichtung und die Gradzahl angegeben.

Falls du keinen Kompass hast: Es gibt eine hervorragende Kompass-App („die beste“). Wenn du die Stelle gefunden hast, an der du fotografieren willst, kannst du mit dem Kompass überprüfen, ob das Foto bei Auf- oder Untergang des nächsten Vollmonds machbar ist.

Der Ort

Stelle dich so, dass der Mond in dein Motiv eingebunden wird. Er sollte also links im Motiv aufgehen, dann wandert er nach rechts. Der Mond ist die wesentliche Lichtquelle im Foto, er muss aber nicht die einzige sein: Ein einzelnes Haus, in dem Licht brennt, der Schimmer des Mondlichts auf dem Wasser oder auch eine beleuchtete Strasse können grosse dunkle Flächen beleben und das Bild spannender machen. Spannend kann auch eine Wolkenformation sein, die vom Mondlicht erleuchtet ist.

Umgebungslicht in der Nähe der Kamera ist dagegen keine gute Sache. Der eigene Standort sollte im Dunkel liegen. Fremdlicht in Kameranähe wirkt falsch.

Erste Aufnahmen in der Dämmerung könntest du vielleicht aus der Hand machen. Für spätere Aufnahmen brauchst du auf jeden Fall ein Stativ. Baue es schon vorher auf! Und wenn das Stativ einmal steht, solltest du es für die Dauer der Mondaufnahmen nicht mehr versetzen. Im Sommer hast du nur etwa 1/2 Stunde, dann ist die Dämmerung vorbei, es ist dunkel und der Mond steht hoch am Himmel. Wähle den Standort mit Bedacht. Wenn du dann während der Aufnahmen nicht ganz zufrieden bist, verzichte auf nachträgliche Optimierung. Besser, du kommst am nächsten Tag wieder, als die knappe Zeit durch Ortswechsel und Neueinstellung zu vergeuden.

Das Objektiv

Anders als bei Aufnahmen vom Mond selber ist hier eine mittellange Brennweite vorzuziehen. Je nach Landschaft sind 80 – 200 mm bei KB (oder 40 – 100 mm bei MFT) eine gute Wahl. Kürzere Brennweiten lassen den Mond zu klein erscheinen, längere Brennweiten zeigen zu wenig Landschaft.

Ein Weitwinkel-Objektiv kann Sinn machen, wenn der Mond ein Wolkenfeld beleuchet und die Lichtquelle dadurch grösser wirkt. Der Mond ist dann nur ein kleiner Lichtpunkt, der von Wolken ganz oder teilweise verdeckt wird. Das kann so weit gehen, dass die Wolkenformation das eigentliche Motiv ist und am Boden nur Silhouetten erkennbar sind.

Ein Spezialfall ist, wenn du bestimmte Details, etwa einen Glockenturm, als Silhouette vor dem Mond fotografieren willst. Hier kommen sehr lange Brennweiten in Frage. (Mein Foto von dem Storchenpaar vor dem Mond ist mit 400 mm MFT entsprechend 800 mm bei Vollformat entstanden.) Evtl. muss eine höhere ISO-Einstellung gewählt werden.

Die Technik

  • Stativ nutzen
  • ISO 800
  • Programm-Modus A (Blendenvorwahl), Blende 5,6 oder 4,0
  • Bracketing +/- 1 Blende
  • Aufnahmeformat RAW
  • IS = OFF. Schalte den Bildstabilisator (Image Stabilizer) aus
  • Fokus kurz vor ∞
  • Fernauslöser oder Kabelauslöser nutzen
  • Bei DSLR-Kameras: Die Spiegelvorauslösung aktivieren

Der Autofokus wird mit zunehmender Dunkelheit nicht mehr funktionieren. Schalte ihn aus, stelle also auf MF (Manueller Fokus), und stelle die Entfernung kurz vor „unendlich“ ein. Falls die Kamera eine Entfernungsskala anzeigt: Die Stellung kurz vor dem roten Bereich ist die richtige.

Den Entfernungsring am Objektiv nach dem Fokussieren nicht mehr berühren! Sonst musst du die Fokussierung wiederholen.

Die Aufnahme

Mache jede Minute ein Foto.

Sobald die Verschlusszeit länger wird als 1/4 sek: Blende 4,0.

Wenn die Verschlusszeit länger als 1/2 sek wird: 1 LW Überbelichtung einstellen.

Der Mond ist schnell! Nutze die Zeit, bevor er zu hoch am Himmel steht. Eine Ortsveränderung ist jetzt sinnlos, aber Bildauschnittt und Brennweite kannst du bei Bedarf variieren.

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