Der Nord-Ostsee-Kanal gilt als die meist befahrene Wasserstraße der Welt
Zurücklehnen und genießen
Was den Nord-Ostsee-Kanal so besonders macht, ist die Nähe zu den vorbeifahrenden Schiffen, denn das dürfte wohl einmalig sein. Du sitzt neben dem Wohnmobil und lässt sie an Dir vorbeiziehen, ganz langsam. Man könnte daneben her joggen. Hoch oben auf dem Aufbau, so hoch wie ein Hochhaus, steht der Kapitän auf der Brücke des Containerriesen. Das Brummen des langsam drehenden Schiffsdiesels erfüllt die Luft, sogar leichte Vibrationen vermeint man zu spüren. Selbst wenn man also nicht dauernd hinsieht, verpassen wird man den Dampfer nicht.
Entschleunigung? Ich weiß nicht genau, was die Qualität von Entschleunigung sein soll. Dass etwas langsam gemacht wird, macht es noch nicht gut. Es ist wohl eher die Ruhe, die Kraft, die Gelassenheit, auch so etwas wie Gewissheit, die die Stimmung ausmachen.
Wir starten in Brunsbüttel nahe der Mündung der Elbe in die Nordsee. Die Stadt ist seinerzeit vor allem durch das Atomkraftwerk bekannt geworden. Es war eins der
störanfälligsten der Republik und wurde 2007 endgültig stillgelegt. Heute ist Brunsbüttel eine freundliche Stadt, bekannt durch die Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal, und mit einem Stellplatz nahe dabei. Der Stellplatz am alten Hafen ist allerdings teuer, ein günstigerer Stellplatz ist am Freizeitbad gelegen.
Einschränkungen für Wohnmobile
Am Fähranleger Burg konnte man auf der Nordseite des Kanals bis vor kurzem noch auf dem Parkplatz stehen. Jetzt steht da ein nagelneues Verbotsschild für Wohnmobile. Eines von vielen, denn fast alle Parkplätze an Fähren des NOK sind inzwischen Off Limits. Auf der Südseite stehen drei Wohnmobile am 2. Fähranleger, der derzeit nicht genutzt wird. Das ist möglicherweise eine Grauzone, die wir aber nicht austesten. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz landen wir in Quickborn. Der ausgewiesene Stellplatz überzeugt uns allerdings nicht: zu weit weg, direkt an der Hauptstraße. Wir suchen uns lieber einen freien Platz in Kanalnähe.
Es gab eine alte und es gibt eine neue Kanalbrücke bei Hinrichshörn. Für die alte gibt’s ein Denkmal, die neue kann man befahren, auch mit dem Fahrrad, und auch begehen. Hier ergibt sich einmal die Möglichkeit, den Kanal von oben zu sehen. Im Moment sind nur Sportboote unterwegs, aber mit etwas Zeit sollten auch Dickschiffe vorbeikommen.
Ein Highlight ist die Kanalfähre Breiholz. Sie ist kostenlos, wie alle Fähren über den NOK, und beiderseits des Kanals gibt es Möglichkeiten, sich eine Weile hinzusetzen und die Schiffe zu beobachten. Die Fähre fährt rund um die Uhr, und auf der Südseite finden wir eine Stelle an der Straße zum Flugplatz, auf der wir übernachten können. Hier ist man nah am Kanal, sieht, wie abends an der Fähre die Lichter angehen, und morgens kommen im ersten Morgenlicht die dicken Pötte vorbei.
Stellplätze mit Kanalblick
Einen offiziellen Stellplatz gibt es am Flugplatz. Man hat hier gute Aussicht, auch wenn man durch die Straße von Kanal getrennt ist. Allerdings ist dieser Platz begehrt, man sollte früh kommen.
Natürlich ist Rendsburg eine Empfehlung, und der Wohnmobilstellplatz Osterrönfeld hätte uns wohl gefallen. Er ist allerdings voll, und so fahren wir weiter nach Sehestedt. Am nördlichen Fähranleger ist ein komplett ausgestatteter Stellplatz für Wohnmobile angelegt, auf dem man für 8 Euro übernachten kann. Auf dem Hügel über dem Platz gibt es ein Restaurant, vor dem man auch draußen sitzen kann. Morgens einen Kaffee und abends ein Bier und vielleicht ein Diner – man sitzt hier wirklich gut und blickt von oben auf den Kanal.
Hier endet unsere NOK-Tour. Wir haben in Kiel-Holtenau noch versucht, an die Kanalschleuse heranzukommen. Da ist derzeit aber eine Großbaustelle, und so ist auch der Stellplatz, auf dem man zwar geschützt, aber auch eingepfercht steht, nicht ganz so interessant.
Vielleicht ist ein Campingplatz eine Alternative
Es gibt viel Wasser in Schleswig-Holstein, und entsprechend gibt es zahlreiche Campingplätze, die wirklich schön gelegen sind. Sie sind zwar nicht direkt am Nord-Ostsee-Kanal, aber oft in der Nähe oder an einem der Seen oder Marinas. Die Preise sind meistens fair. Wir empfehlen, einige dieser Plätze in die Reiseüberlegungen mit einzubeziehen, auch wenn wir nicht über eigene Erfahrungen berichten können.
Stellplätze
Einen Überblick über die Wohnmobil-Stellplätze am Nord-Ostsee-Kanal gibt die Webseite des NOK.
Die freien Plätze, die wir genutzt haben:
Burg/Dithmarschen
53°59’21.2″N 9°16’08.2″E
An der Gabelung der Straße Am Hafen und dem Schuldamm, einem Fahrradweg, gibt es einen kleinen Wander-Parkplatz für 2 Wohnmobile. Der Platz liegt am Ortsrand, die Straße wird von KFZ kaum genutzt. Hunde und Fahrräder kann man aber erwarten.
Breiholz
54°12’28.2″N 9°34’29.9″E
Nur 100 m vom Fähranleger und mit Ausblick auf die Fähre und den NOK gibt es eine Stichstraße zum Kanal. Wenn man verantwortungsbewusst parkt, finden 6 Mobile Platz.
Ein Abstecher an die Nordsee
Frei stehen – die Regeln
Spätestens, wenn alle Stellplätze belegt sind, stellt sich die Frage: Geht’s auch einfach frei stehend am Straßenrand?