Deutschland

Weserbergland

Die Oberweser aufwärts mit Wohnmobil und Fahrrad

Deutsche Märchenstraße und Weser-Radweg: Das Weserbergland ist vielfältig

Die Idee, durchs Weserbergland die Weser flussaufwärts bis zum Ursprung zu fahren, hatten wir schon länger. Dass wir ganz nebenbei auf den Spuren der Brüder Grimm wandeln, ist uns erst unterwegs bewusst geworden. Tatsächlich führt die Deutsche Märchenstraße, von Kassel kommend, durch das Weserbergland und weiter bis Bremen. Dabei ist fast jede Station mit einer Geschichte verbunden.

Bei Rinteln starten wir unsere Tour. In der Tiefebene, etwa 30 km östlich der Porta Westfalica, ist die Auenlandschaft Hohenrode unser erstes Ziel. Und wir sind überrascht: Es geht offenbar doch, dass ein Naturschutzgebiet transparent und begehbar angelegt wird. Gleich zwei Beobachtungspunkte sind eingerichtet, überdacht und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, mit Ausblick auf die Welt der Wasservögel. Irritierend allerdings ist der Elektrozaun, der den einzigen Weg, der vom Parkplatz zum Beobachtungsturm führt, umsäumt. Sollen mit den Elektroschocks die Wildtiere an der Flucht oder die Menschen am Betreten gehindert werden?

Der Beobachtungsturm wird grade von zwei Fotografen genutzt, die von Aufnahmen von Wildgänsen, Greifvögeln und auch von Füchsen erzählen. Das setzt allerdings mehr Zeit und eine längere Brennweite voraus, als die, mit denen wir jetzt ausgestattet sind. Nach einem kleinen Plausch gehen wir zurück.

Naturschutzgebiet Auenlandschaft Hohenrode

Die Kinder zu Hameln

Die Stadt gibt sich das Image als Rattenfängerstadt und akzeptiert offenbar, dass die eigenen Bürger schlecht dabei wegkommen. Sie hat dem Rattenfänger sogar ein Denkmal aufgestellt. Alles für den Tourismus? Zeit für uns, das einmal anzusehen.

Hameln hat eine Altstadt aus Fachwerkhäusern und Weserrenaissance, die dank umfangreicher Sanierungen in den 60er Jahren in sehr schönem Zustand ist. Vom WoMo-Stellplatz ist das Zentrum fußläufig erreichbar.

Der Rattenfänger von Hameln, wie man ihn heute sehen kann.

Wir schlendern durch die Innenstadt, sehen prächtige Kaufmannshäuser, Geschäfte und Restaurants, und jede Menge Angebote an halbwegs bezahlbaren Eiskugeln. Und schließlich landen wir beim Rattenfänger-Denkmal. Sympathische Wärme geht nicht davon aus, und der wenig exponierte Platz am Rande der Fußgängerzone ist eher unauffällig. Im Übrigen ist der Flötenspieler allgegenwärtig: Es gibt eine Rattenfänger-Stadtführung, ein wöchentliches Open-Air-Musical „Rats“, Souvenirs, und sogar einen Rattenkiller-Kräuterlikör. Den Rattenfänger-Brunnen am Rathausplatz – hier spielen die Kinder ganz sorglos – und das musikalische Rattenfänger-Figurenspiel am historischen Hochzeitshaus sehen wir uns auch an.

Etwas südlich bei Emmerthal ist das Schloss Hämelschenburg unser nächstes Ziel. Das Wasserschloss ist mustergültig im Stil der Weserrenaissance erbaut. Wir machen einen kleinen Spaziergang und fahren dann weiter nach Bodenwerder.

Die Heimat des „Lügenbarons“

Die Münchhausenstadt Bodenwerder bekommt von uns alle fünf möglichen Genuss- und Erholungspunkte. In ruhiger und begrünter Umgebung, bestens gepflegt, lädt die Weserpromenade zu einem Spaziergang ein, und mit dem Fahrrad erkundet man auf Radwegen die Umgebung. Die Fachwerkhäuser der kleinen Altstadt sind durchweg restauriert, ein Münchhausen-Brunnen bildet den Mittelpunkt der Bebauung. Auch hier genießen die Kinder die Kühlung an heißen Tagen, und Restaurants zum draußen sitzen gibt es einige. Das alles ist überschaubar und verkehrsarm.

Der WoMo-Stellplatz direkt am Fluss ist nur ein paar Schritte von der Altstadt entfernt. Etwas Besonderes ist das Angebot des Platzwarts, auf Vorbestellung ein pakistanisches Wohnmobil-Dinner zu liefern. Das werden wir nächstes Mal probieren. Und für morgens gibt es natürlich den bekannten Brötchenservice, bei Bedarf sogar mit Lieferung ans Mobil. Das Ganze zu zivilen Preisen, ganzjährig.

Wir sitzen den Starkregen aus, der am Nachmittag herunterkommt, der aber zu keinerlei Überschwemmungen führt. Hier ist der Boden nicht versiegelt, zu Hause in Hamburg wäre Land unter gewesen. Also bleiben wir noch einen Tag, und alles wird gut, auch das Wetter. Die Sommerrodelbahn besuchen wir mit dem Fahrrad, und später fahren wir weiter flussaufwärts.

Weltkulturerbe Corvey

Nächster Halt Holzminden, wo wir die Altstadt wieder mit dem Fahrrad erfahren. Das sind keine E-Bikes übrigens, wir treten selber. Und weiter fahren wir dann zum Schloss und Kloster Corvey, das vor allem wegen seines fast vollständig erhaltenen Westwerks zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Neben der Klosterkirche liegt das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der das Lied der Deutschen schrieb, dessen dritte Strophe heute Text unserer Nationalhymne ist. Der Parkplatz ist für Wohnmobile geeignet, und wir machen einen ausgiebigen Rundgang, wieder ohne den Besuch im Innern. Es ist mehr die Architektur, die uns interessiert, als das Interieur.

Höxter ist gleich nebenan. Der mittelalterliche Stadtkern ist von Fachwerkhäusern geprägt, darunter einige im Stil der Weserrenaissance wie etwa das Rathaus. Die Stadt hätte einen längeren Besuch verdient, aber wir haben noch mehr vor.

Für Schloss Fürstenberg wechseln wir auf die andere Elbseite. Das Schloss beherbergt eine Porzellanmanufaktur mit Werksverkauf und ein Porzellanmuseum. Die Kollektionen sind ansprechend designt und hervorragend verarbeitet, sprengen aber unser Budget. Ein Foto der weserseitigen Fassade mit Beleuchtung wäre eine Idee für den Abend.

Ratskeller-Turm am Rathaus Höxter

Wir suchen uns einen freien Stellplatz in der Weseraue bei Beverungen, direkt am Weser-Radweg, von wo das Schloss gut zu sehen ist. Ein älteres Paar kommt mit E-Bikes vorbei, auch Wohnmobil Begeisterte, die in Beverungen wohnen und ihr Mobil z. Z. im Garten geparkt haben. Wir tauschen Erfahrungen aus und bekommen ein paar Tipps für Stellplätze in Flussnähe.

Fachwerk- und Dreiflüssestadt Hann. Münden

Nach Beverungen bummeln wir nach Wesertal. Auch mit der Fähre hier verbinden sich Geschichten. Nur mal schauen, wir fahren weiter, am Kloster Burgsfelde vorbei, sehen uns die Ruine Bramburg an, und kommen abends in Hann. Münden an. Der Stellplatz auf der Tanzwerder-Insel direkt am Weserstein ist die beste Wahl, und es sind noch Plätze frei.


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Der Weserstein markiert den Zusammenfluss von Werra und Fulda und damit die Entstehung der Weser. Diese Mündung hat der Stadt, die ursprünglich Münden hieß, ihren Namen gegeben. Erst 1990 kam die Ergänzung Hannoversch Münden dazu. Schiffstouren werden auf allen drei Flüssen angeboten und Wassersport, Kanuvermietung und Stand Up Paddling. Es stehen mehrere Wohnmobil-Stellplätze zur Verfügung, unsere Empfehlung bleibt aber der kommunale Stellplatz auf dem Tanzwerder, der auch die komplette V&E bereitstellt.

Die historische Altstadt ist wirklich sehenswert. Die Fussgängerzone und auch die umliegenden Strassen und Gassen sind mit Fachwerkhäusern bebaut, und fast überall ist sorgfältig saniert worden. Bekannt ist auch die Grabstätte des Doktor Eisenbart, der 1727 in Münden starb.

Wir bleiben zwei Tage und fahren dann ein kurzes Stück in die Weserberge. Vor der Heimfahrt wollen wir eine Nacht auf dem privaten, ursprünglich gehaltenen Stellplatz in Bühren bleiben, auch als Entschädigung für Paco, der in den Städten viel Geduld brauchte.

Deutsche Märchenstraße

Die besten Stationen im Weserbergland:

Der Rattenfänger

Dank der Brüder Grimm kennt man in aller Welt die Sage vom Rattenfänger von Hameln, der die Stadt von einer Rattenplage befreite. Erst sammelte er mit seinem Flötenspiel die Ratten ein und ertränkte sie in der Weser, dann prellten ihn die Bürger um den versprochenen Lohn. Er kam wieder, lockte mit erneutem Flötenspiel die Kinder der Stadt fort und in eine Höhle im Berg. Sie wurden nie mehr gesehen.

Der Lügenbaron

In der Münchhausenstadt Bodenwerder, so der offizielle Titel der Stadt, wurde der Baron Münchhausen geboren, und auf dem ererbten Gut verbrachte er auch die letzten 40 Jahre seines Lebens. Ihm werden die berühmten Lügengeschichten zugeschrieben, wie etwa der Ritt auf der Kanonenkugel. Erfunden hat die Geschichten aber der Universalgelehrte Rudolf Erich Raspe, der gelegentlich Gast in Bodenwerder war. Er hatte einen großen Münzdiebstahl im Museum in Kassel begangen, wurde entdeckt und floh nach London. Dort veröffentlichte er aus Geldmangel unter Münchhausens Namen Anekdoten und Reiseberichte, die den Baron als „Lügenbaron“ weltberühmt machten. Der fand das gar nicht als lustig.

Dr. Eisenbart

In Hann. Münden starb am 11. November 1727 der Wundarzt und Chirurg Johann Andreas Eisenbarth, der für seine erfolgreich durchgeführten Operationen auch bei komplizierten Fällen grossen Ruhm erlangte. Als Wanderarzt versorgte er ein riesiges Gebiet, in dem er zeitweise mit 120 Helfern unterwegs war. Nach der OP blieb er am Ort und kümmerte sich oft wochenlang selbst um die Nachsorge. Seine Operationstechniken wurden noch 25 Jahre nach seinem Tod von Lorenz Heister, dem Begründer der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland, als mustergültig gewürdigt. Seine heutige Bekanntheit verdankt Dr. Eisenbart allerdings dem erst um 1800 verfassten studentischen Trinklied „Ich bin der Dr. Eisenbart“.

Stellplatz-Tipps

Bodenwerder

StellplatzAm Mühlentor
AdresseAm Mühlentor
37619 Bodenwerder
GPS51.980657, 9.518215
Webmuenchhausenland.de
V&Eja
GeländeGras
Hannoversch Münden
StellplatzWeserstein
AdresseGustav-Blume-Weg
34346 Hann. Münden
GPS51.420204, 9.648586
Webhann.muenden-erlebnisregion.de
V&Eja
Geländeasphaltiert

Südliche Weserberge

StellplatzBühren
AdresseAm alten Festplatz
37127 Bühren
GPS51.483577, 9.674295
Webbuehren.de
V&Eja, kein Strom
GeländeGras und Schotter

Weser-Radweg

Der Weserradweg ist ein Fernradweg.Er beginnt in Hann. Münden und geht bis an die Nordsee bei Cuxhaven. Auch wenn wir als Wohnmobil-Reisende kaum die ganze Strecke fahren werden – der Radweg ist immer da, wenn wir an der Weser unterwegs sind. Er ermöglicht Ausflüge beliebiger Länge und bietet immer auch dem Auge etwas.

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