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Wildcampen in Europa

Mit dem Wohnmobil stehen, wo es am schönsten ist

Wildcampen in Deutschland

Wenn man seinen Wohnraum, sein Essen, seine Sanitäranlagen schon mitbringt und keinerlei Müll zurücklässt, dann sollte man auch an schönen Plätzen in der Natur übernachten können. Sollte man meinen. So einfach ist das aber leider nicht. Fast überall in Europa gibt es Regelungen, die das Wildcampen einschränken oder sogar ganz verbieten.

Die Regelung in Deutschland ist zwar nicht grade liberal, aber gewissermaßen zweckmäßig: Erlaubt ist, überall dort stehenzubleiben, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, wenn es zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erforderlich wird. Auch eine Übernachtung ist möglich, sogar im PKW. Camping ist verboten, und natürlich müssen Verbotsschilder und die StVO beachtet werden (keine Behinderung, Belästigung, Gefährdung, Schädigung) sowie alle anderen Gesetze, auch Strafgesetze.

Daraus lässt sich immerhin eine Regel ableiten, die man befolgen kann:

  • Auf einem Rastplatz, Parkplatz oder am Straßenrand möglichst außerhalb der Sichtweite von Wohnhäusern stehen.
  • Privatgrund, Parks, Forst- oder Weideland sowie Naturschutzgebiete und Nationalparks meiden. Das gilt auch für die Naherholungsgebiete der Städte.
  • Parken, nicht Campen. Also nicht die Stühle und den Tisch rausstellen, keine Markise, kein Grill.
  • Nur eine Nacht bleiben.
  • Den Platz sauber verlassen. Immer.

Wie dehnbar diese Ruhepause ist, muss jeder selber sehen. Sicher greift die Regelung nur für eine Nacht und nur auf der Durchreise, nicht am Zielort. Eine Entscheidung des OLG Schleswig hat das Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit am Zielort quasi als das klassifiziert, was es ist: nämlich Unsinn (OLG Schleswig, Urteil vom 15.6.2020, Az.: 1 Ss-OWi 183/19 ).

Nach diesem Urteil unterliegt der Missbrauch des Parkraums nicht der StVO, sondern dem Landesnaturschutzgesetz. Das bedeutet, dass hier nicht bundeseinheitliche, sondern landesrechtliche Bestimmungen zum Zuge kommen, mit unterschiedlichen und auch höheren Bußgeldern.

Eine gute Möglichkeit ist immer ein offizieller Wohnmobil-Stellplatz, auf dem das Übernachten ganz legal möglich ist, ob man nun müde ist oder nicht. Campingverhalten ist auch hier nicht erlaubt, dafür zahlt man nur geringe Parkgebühren oder gar nichts. Stellplätze werden vielfach von den Kommunen angeboten, oft in fußläufiger Entfernung zum Ortskern. Allerdings sind die kommunalen Stellplätze vor allem in der Saison oft vollständig belegt und private Stellplätze sind teils für Wochen durchreserviert. Ob man will oder nicht, man wird eine Ausweichlösung finden müssen.

In anderen Ländern Europas sind die Regelungen teils freizügiger und teils restriktiver. Vor allem an den Küsten und in der Nähe von Campingplätzen gelten meist Verbote, die häufig kontrolliert und mit saftigen Bussgeldern abgestraft werden.

Was generell verboten ist:

  • Befahren von Waldwegen
  • Landwirtschaftlich genutzte Flächen
  • Nationalparks, Naturschutzgebiete und Biosphärenreservate

Das gilt für alle Länder in Europa, und davon gibt es auch keine Ausnahmen. Hier wird nicht einmal das Übernachten im Zelt geduldet. Die Strafen sind erheblich, auch wenn man sich dünn und unauffällig macht.

Zu unserer Tabelle:

Übernachtungen gelten wirklich nur für eine Nacht und schliessen das oben beschriebene Campingverhalten aus.

Campen dagegen gilt für eine oder mehrere Nächte.

Für Privatgrundstücke gilt: Nur mit Einverständnis des Eigentümers, meist gegen Gebühr oder Konsum.

Freies Campen in Europa

LandübernachtencampenPrivatgrundabsolute Verbote
Albanienjajajanahe bei öffentlichen Gebäuden
BelgienjaneinKüste
Bosnien/
Herzegowina
neinnein
Bulgarienneinneinnein
Dänemarkneinneinja
Deutschlandjaneinnein
England und Walesneinneinja
Estlandjajajageschlossene Ortschaften
FinnlandxneinjaStrände, Erholungsgebiete
FrankreichxneinjaKüsten,Denkmäler, Sehensw., Quellen
Griechenlandneinneinnein
Irlandjax
Islandneinneinnein
ItalienxneinjaStrände
Kroatienneinneinnein
Lettlandjajajageschlossene Ortschaften
Litauenjajajageschlossene Ortschaften
LuxemburgxneinneinStädte, Ortschaften
Mazedonienneinnein… wird aber oft toleriert
Montenegroneinneinja
Niederlandeneinneinnein
Norwegenjajajazu Häusern min. 150m Abstand
ÖsterreichxneinjaTirol und Wien
Polenxneinja
PortugaljaneinjaKüstenregionen, Natura2000 Gebiete
Rumänienjajaja
Schottlandjajajamehr als 14m abseits der Strasse
Schwedenjajajain Sichtweite von Wohnhäusern
SchweizxneinTessin, Graubünden, Genf, Wälder
Serbienneinneinnein
Slowakeineinneinja
Slowenienneinneinnein
Spanienjaneinin der Nähe von Campinplätzen
Tschechienneinneinja
Ungarnneinneinnein
x = regionale Beschränkungen

Quellen: Unsere Faktenrecherche schliesst die Touristikinformationen verschiedener Länder, Umweltverbände, Camperorganisationen und den ADAC mit ein.

Diese Tabelle dient nur als Richtlinie. Es gibt in jedem Land Zusatzbestimmungen und Feinregelungen. Für die Richtigkeit übernehmen wir keine Haftung, auch weil sich Bestimmungen ändern können. Wer sicher sein will, muss vor Ort nachfragen.

Das Jedermannsrecht

Wer nicht im Wohnmobil übernachten will, sondern im Zelt, hat es leichter. Für ihn gilt das Jedermannsrecht im Norden von Skandinavien, in Schottland und in Island. Teilweise auch in der Schweiz.

Genaues zum Jedermannsrecht erfährst du hier:

Gebirgsstrasse im schwedischen Arjeplog

Eigenverantwortung und Toleranz

Nicht immer werden Übernachtungsverbote so rigoros umgesetzt, wie sie im Gesetzbuch stehen. Vielfach wird moderates Camperverhalten auch toleriert, so etwa in Portugal, wo bis vor kurzem noch alles verboten war. Oder in Mazedonien. Andernorts reagiert die Polizei mit Bussgeldern, wenn Camper sich nicht an die Regeln halten. So etwa in Dänemark. Was macht den Unterschied?

Am Mittelmeer, in Spanien, Italien, Kroatien und Griechenland, wo die Einnahmen aus dem Tourismus in der nur zwei Monate dauernden Hochsaison besonders wichtig sind, werden die Küstenregionen und die Umgebung von Campingplätzen aus finanziellen Gründen frei von Wildcampern gehalten.

In den Nordländern ist es die empfindliche Natur, die durch die langen, kalten Wintermonate besonders lange braucht, um sich zu regenerieren und die daher sorgfältig geschützt wird.

Wer mit Achtsamkeit die Belange des Landes und der Anwohner respektiert, kann auf Toleranz hoffen. Abseits der Touristenhot-spots und ausserhalb der Hochsaison geht grundsätzlich mehr. Und dass Portugal per Gesetz auf die Bedürfnisse der Camper eingeht, ist auf den weniger werdenden Müll zurückzuführen, den die Kollegen hinterlassen haben. Vermutlich haben wir das denjenigen zu verdanken, die schon mal fremden Müll mitgenommen und sachgerecht entsorgt haben.

Sieh dir dazu

Die Charta des verantwortungsbewussten Reisenden

an, die von park4night veröffentlicht wird.

park4night

Das Prinzip dieser App ist genial: eine Art „Crowfunding“ für Übernachtungsplätze. Alle Teilnehmer tragen ihre Plätze ein, die sie gefunden haben, ob wild oder offiziell, kostenlos oder teuer. Alle Details sind für jedermann verfügbar.

Man sollte aber beachten, dass jeder Teilnehmer unterschiedliche Ansprüche und Erfahrungen hat. Auf manchen Plätzen steht man sehr auf dem Präsentierteller, oder man ist Leuten im Weg, die morgens ihre Kanus ins Wasser schieben wollen.

Es ist hier besonders wichtig, die Kommentare zu beachten, die andere zu dem Platz geschrieben haben. Aus der Vielfalt der Meinungen ergibt sich ein gutes Bild, was man zu erwarten hat. Und dann entscheidet jeder selbst, was er tut.

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Von Auffahrkeil über Gaswarner bis Solaranlage wird das eine oder andere Teil benötigt, wenn man weitgehend autark unterwegs sein will. Einfach mal nachsehen, was es alles so gibt auf unserer Seite

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