Wo Restaurants und Gäste wegen Infektionsgefahr eingeschränkt sind,
kann ein Wohnmobil-Dinner die Lösung sein.
Service auf dem Parkplatz
Die Wirtin erwartet uns auf den Stufen zum Restaurant. Sie hat die Lichter des Wohnmobils gesehen und kommt uns entgegen, die Speisekarten in der Hand. Drei Menüs stehen für ein Wohnmobil-Dinner zur Verfügung. Kein Gast sitzt drinnen, natürlich nicht. Essen gibt es nur zum Mitnehmen. Die Begrüßung ist freundlich, fast herzlich, und wir fühlen uns augenblicklich willkommen. Wir sind etwas zu früh und wollen zuerst noch eine Runde mit dem Hund gehen. Schnell ist vereinbart, wie es weitergeht. Wenn wir wieder da sind, sollen wir kurz anrufen, dann kommt sie wieder und nimmt die Bestellung auf. Zwischenzeitlich wird sie ihre andere Kundschaft bedienen, zwei PKW-Fahrer, die sich etwas zum Mitnehmen bestellt haben.
Das Restaurant Casa Rusticana liegt an einem Golfplatz am Ortsrand von Reinfeld, daneben ein Hofladen mit Backstube und drei oder vier Wohnhäuser. Sonst ist hier draußen nichts als Natur. Die einspurige Straße führt am Restaurant vorbei zu einem Gehöft und endet dann am Waldrand. Vereinzelt geht ein Hundehalter spazieren, sonst ist man hier allein. Die Ansteckungsgefahr könnte geringer nicht sein.
Zurück am Wohnmobil wird erst Paco gefüttert. Dann rufen wir wie vereinbart an und bestellen auch gleich die Vorspeise. Zweimal Minestrone, dazu ein Nero D’Avola. Die Wirtin kommt nur wenig später und bringt warmes Brot mit einer hausgemachten Creme, zwei Tischgedecke, Salz und Pfeffer und die Getränke. Blumen und ein Teelicht verbreiten eine entspannte, fast romantische Stimmung. Die Wirtin berät uns bei den Speisen. Frischer Fisch ist nicht verfügbar, das würde die gegenwärtigen Möglichkeiten überschreiten. Wie wäre es mit Calamares? Gute Idee. Wir haben seit längerem keine Calamares mehr gegessen und nutzen nun die Gelegenheit. Es gibt zwei Varianten, wir bestellen sie beide.
Wohnmobil-Dinner for two
Die Vorspeise lässt nicht lange auf sich warten. Diesmal ist es der Wirt, der uns serviert, und wir freuen uns über das schwere Porzellan und den netten Service.
Inzwischen ist ein weiteres Wohnmobil gekommen, das auf der gegenüberliegenden Seite geparkt hat. Beide stehen wir mit der Türe zum Innenhof, damit die Wege für den Service nicht unnötig lang werden. Der Parkplatz ist im Übrigen immer noch groß genug für PKWs, so werden die Abholer nicht behindert.
Der Hauptgang wird auf tiefen, runden Tellern serviert. Ein seltener Genuss, denn unser letzter Restaurantbesuch in der Toskana ist mehr als ein Vierteljahr her. Tatsächlich könnten wir uns abschließend noch ein Dessert vorstellen. Wir bleiben der italienischen Küche treu und bestellen Zabaione und Pannacotta.
Später machen wir uns bemerkbar. Wir wollen zahlen, um dann auf unseren Übernachtungs-Parkplatz auf der anderen Straßenseite zu rollen. Das Übernachten auf dem Parkplatz des Restaurants könnte unter das Beherbergungsverbot fallen. Ein kleiner Umstand also, aber er muss sein. Beim Zahlen wird es dann noch etwas eng, denn die Casa akzeptiert nur Bargeld. Jetzt, in Zeiten von Corona, sind wir so auf Plastikwährung eingeschworen, dass wir nur so eben grade genug Bares dabei haben. Sicher, wir hätten notfalls zum nächsten Geldautomaten fahren können, aber ein echtes Wohnmobil-Dinner, mit dem Komfort, nicht mehr fahren zu müssen, wäre das dann nicht mehr der gewesen.
Ruhige Nacht, turbulenter Morgen
Der Parkplatz ist ruhig – bis zum Morgen. Die Bäckerei des Hofladens ist bei Einheimischen offenbar beliebt, vielleicht ist sie auch die einzige, die am Sonntagmorgen geöffnet hat. Jedenfalls finden wir uns in den Morgenstunden zwischen zahlreichen Kurzparkern wieder, An- und Abfahrt rechts und links neben dem Wohnmobil. Diesel brummen, Kinderwagen werden aus- und eingeladen, Türen schlagen, Warteschlange vor dem Laden.
Also dann: Aufstehen, Kaffee, Gassi gehen, Frühstücken. Ausschlafen können wir ein andermal.
Wer hat’s erfunden?
Ursprünglich war es wohl ein Restaurant in Norddeutschland, das die Idee hatte, Gäste während der Corona-Zeit nicht im Restaurant, sondern auf dem Parkplatz in ihrem eigenen Wohnmobil zu bewirten. Sie durften über Nacht stehen bleiben.
Die Idee wurde von den Gründern der Facebook-Gruppe aufgegriffen.
Wie funktioniert das Ganze?
- Ein Restaurant auswählen, das WoMo-Dinner anbietet
- reservieren
- hinfahren
- es sich gut gehen lassen
- dann – falls möglich – in der Nähe über Nacht parken
Das ist im Prinzip schon alles.
Was sollte man beachten?
Ein mögliches Beherbergungsverbot wird in den Bundesländern unterschiedlich ausgelegt, und die Ordnungsämter reden auch ein Wörtchen mit. Telefonieren Sie mit dem Restaurant und sehen Sie sich auf der Karte die Lage und die öffentlichen Parkplätze in der Nähe an.
Was tun, wenn das alles nicht geht?
Es gibt immer noch die Möglichkeit, auf der An- oder Abreise eine Zwischenübernachtung auf einem öffentlichen Parkplatz einzuplanen, zum Ausruhen und zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit. Wenn gar nichts anderes geht, findet man bestimmt einen Bring-Service, der auch auf den Parkplatz liefert.
Natürlich müssen immer die Regeln der STVO und der Landesgesetze zum Naturschutz beachtet werden. Das heißt in jedem Fall: Parken, nicht campen.
Mehr zu diesem Thema gibt es in unserem Artikel Wildcampen in Europa.