Die nachträgliche Effektanalyse gibt guten Fotos den letzten Schliff
Digitale Fotos erfordern Nachbearbeitung
Zu Zeiten der analogen Fotografie war ein Foto fertig, wenn man auf den Auslöser gedrückt hat. Alle möglichen Bildmanipulationen fanden, wenn überhaupt, vorher statt. Mit der digitalen Fotografie ist es mit der Authentizität schwieriger geworden. Die gekonnte und zugleich verantwortungsvolle Nachbearbeitung von digitalen Fotos ist inzwischen fast ebenso wichtig wie die Fotografie selbst.
Drei Programme kommen meiner Meinung nach für die Nachbearbeitung infrage:
- Adobe Lightroom
- ACDSee Photostudio pro
- Capture One pro
Lightroom, so verbreitet es auch ist, kann ich nicht empfehlen. Solange das Programm nur als Abo-Lösung erhältlich ist, ist es sehr teuer und es besteht die Gefahr, dass du nach Ablauf des Abos keine Kontrolle über die Qualität deiner Bilder hast oder dass du doch noch ein anderes Programm benötigst.
ACDSee ist das Programm, mit dem ich seit einigen Jahren arbeite. Es enthält alle Funktionen der Bildorganisation, Dokumentation und der verlustfreien Entwicklung und Bearbeitung sowie Stapelverarbeitungen mit teils automatisierten Prozessen. Das Ganze findet auf dem lokalen Rechner statt.
ACDSee ist kauft man einmal und nutzt es immer. Es ist also keine Abo-Lösung mit monatlichen Kosten, und auch Updates sind zu überschaubaren Preisen erhältlich.
Capture One könnte ebenfalls infrage kommen und ist vielleicht sogar der erste Anwärter auf den Einsatz von KI. Allerdings habe ich damit bisher keine Erfahrung und es ist auch eher hochpreisig. Tests mit diesem Programm sind geplant.
Manche Programme, vor allem die kostenlosen Varianten, können möglicherweise nicht alle hier beschriebenen Schritte ausführen. Andere, vor allem Photoshop, sind mit Funktionen überladen.
Man sollte das kaufen, was man auch nutzt. Die richtige Wahl des Programms spart Zeit und Mühe.
Hier geht es um den Workflow, und nur bei einigen Punkten beschreibe ich die einzelnen Schritte für ACDSee (blau unterlegt).
Für das Arbeiten mit allen Programmen gibt es Bücher, Schulungen und Tutorials. Diese Hilfen solltest du bei Bedarf in Anspruch nehmen.
Die wichtigsten Schritte der Bildbearbeitung
Bilder organisieren
Wähle auf deinem Rechner einen Bilder-Ordner, benutze auch gerne den Standard-Bilderordner von Windows, und richte mehrere Unterordner ein:
- IN für frisch importierte Bilder
- EDIT für Bilder, die bearbeitet werden
- OUT für Bilder, die genutzt werden sollen
- RAW für gespeicherte Originale
Nachdem ich die Bilder vom Speicher der Kamera auf den Rechner nach „IN“ geladen habe, lösche ich alles, was unbrauchbar ist, etwa weil es unscharf ist. RAW-Dateien sind zu gross, um Ausschuss aufzubewahren.
Bilder nummerieren
Die importierten Fotos jetzt nach Aufnahmedatum sortieren und anschliessend nummerieren.
- Wähle den Reiter „Sortieren“ und sortiere nach Aufnahmedatum.
- Markiere alle Bilder mit Strg+A
- Wähle: Stapelverarbeitung – Umbenennen – Vorlage und im Auswahlfeld: Vorlage: „AB#“ (wähle als Buchstaben statt AB z. B. deine Initialen)
- dahinter: „# durch Zahlen ersetzen“
- Fester Wert: „220001“ (die 22 steht für das Jahr und am Ende die 1 als erste laufende Nummer
- Starte die Umbenennung. Die Bilder sind jetzt von AB220001 an fortlaufend nummeriert
Jetzt die Bilder speichern und in den RAW-Ordner verschieben
Bildauswahl
Markiere die Bilder Deiner Wahl. Wenn es dir schwerfällt, mit einem Blick die besten Bilder zu erkennen und auszusortieren, dann mache eine eher grosszügige Auswahl und grenze sie später ein.
Arbeitskopien
Die markierten Bilder konvertierst du ins TIFF Format. Stelle das Programm so ein, dass es dir die TIFFs direkt in den Ordner EDIT ablegt.
TIFF Dateien enthalten alle Informationen des Bildes. Sie lassen sich schneller bearbeiten als RAW Dateien und können verlustfrei gespeichert werden. Die RAW Originaldateien bleiben unangetastet. Sie sollten nur noch für ganz spezielle Aufgaben angefasst werden. Du machst in diesem Ordner deine Bildauswahl, indem du alle TIFFs löschst, die du aussortieren willst.
Entwickeln
Du hast nun die Wahl, die TIFF-Bilder mit dem Modus „Entwickeln“ oder „Bearbeiten“ einzeln zu optimieren. Der Entwickler-Modus ermöglicht verlustfreies Arbeiten und ist unsere erste Wahl. Jeder einzelne Arbeitsschritt kann rückgängig gemacht werden, auch nach dem Speichern, ohne die Qualität des Bildes zu beeinträchtigen. Klicke auf das erste zu bearbeitende Bild und dann auf „Entwickeln“. Es öffnen sich auf der Seite die Werkzeuge.
Weissabgleich
Den Weissabgleich nur benutzen, wenn nötig!
Rufe den Weissabgleich auf und klicke mit dem Kursor auf ein neutralgraues oder weisses Feld, um den automatischen Abgleich zu erhalten. Danach kannst du von Hand die Farbtemperatur mit den Schiebereglern oder den Zahlen weiter verfeinern.
Vorsichtig ausprobieren! Eine vorhandene Farbstimmung des Bildes wird neutralisiert, das rötliche Licht der untergehenden Sonne sieht danach nicht mehr nach Abend aus.
Gradationskurven
Hier zeigt das Histogramm, ob und inwieweit die Spektren vollständig wiedergegeben werden.
Keine Angst vor der Auto-Taste. Probiere es aus. Mit einem Klick auf den „Kreisverkehr“ (im Feld „Gradationskurven“ oben rechts) nimmst du die Einstellung zurück, und du kannst immer über „Abbrechen“ ganz aus dem Programmteil raus.
Light-EQ
Das ist die wahrscheinlich wichtigste Helligkeits- und Kontrastabstimmung für alle Bilder.
Stelle den Modus auf „Erweitert“. Hier kannst du einzelne Bereiche, die heller oder dunkler sind, weiter aufhellen oder abdunkeln. Gehe jetzt mit der Maus auf das Bild und über die Stelle, die zu dunkel oder zu hell ist. Linke Maustaste und Maus nach oben ziehen hellt auf, strg-Taste und ziehen der Maus nach unten dunkelt ab.
Dies ist ein grossartiges Werkzeug, um die Fotos dem optischen Eindruck unserer Augen anzupassen. Aber Achtung: Wenn es um realistische Darstellung geht, gilt wie immer: Weniger ist mehr!
Allgemein
Die hier aufgeführten Regler sind der Standard, den wohl alle Bildprogrammen beherrschen.
- Belichtung: Ändert die Gesamthelligkeit
- Lichter: Spitzlichter können durchgezeichnet werden
- Fülllicht: Dunkle Partien aufhellen, Durchzeichnung wird verbessert
- Kontrast: Gesamtkontrast Verstärken oder abschwächen
- Sättigung: Kontrolle der Farbintensität
- Lebendigkeit: hebt Rottöne an
- Klarheit: Verbessert den optischen Schärfeeindruck, vor allem in der Ferne
- Dunstfilter: Intensivierung der Präsenz
Hilfreich sind vor allem die beiden unteren Regler: Dunstfilter und Klarheit. Die Farben werden präsenter, das Bild rückt insgesamt näher. Der Dunstfilter ist tatsächlich in der Lage, leichten Dunst zu durchdringen. Ich teste ihn bei Landschafts- und Städtefotos generell an, oft unterstützt er ein Bild mit dem nötigen Quentchen Detailreichtum.
Detail
Jetzt ins „Detail“. Hier können Korrekturen verschiedener Fehler individuell ausgetestet werden. Vor allem Bildschärfe und Bildrauschen. Sehr unscharfe Bilder können leider auch durch eine noch so starke Schärfung nicht gerettet werden. Probiere verschiedene Schärfegrade aus. Auch hier gilt: nur wenn nötig.
Bei der Rauschunterdrückung würde ich von einer Mittelstellung ausgehen. Die beste Einstellung muss individuell ermittelt werden. Versuchsweise könnten auch Voreinstellungen helfen, die von den Programmen angeboten werden. Meine Vorschläge sind als erste Ausgangsstellung für die manuelle Bearbeitung gedacht:
- Scharfzeichnung:
- Wert = 30
- Radius = 2
- Maskieren = 15
- Detail = 50
- Rauschunterdrückung
- Luminanz = 50
- Stärke = 100
- Farbrauschen entfernen = 50
- Tonbereich = 50
- Frequenzbereich = 50
Bei jeder Veränderung einen auf 100 % vergrösserten Bildausschnitt kontrollieren.
Geometrie
Geometrische Korrekturen betreffen die Verzeichnungen des Objektivs, die bei ACDSee automatisch eingepflegt werden können. Ausserdem kann ein schiefer Horizont, stürzende Linien und der Bildausschnitt verändert werden. Auch die Korrektur von Vignettierungen gehört in diesen Bereich.
- Linsenkorrektur
- Kameramodell und Objektiv wählen. Für die automatische Korrektur künftiger Bilder dieses Objektiv als Standard zuweisen. Das Programm erkennt dann das verwendete Objektiv beim Öffnen der Bildentwicklung und korrigiert die Verzeichnung automatisch
- Drehen und Begradigen
- Horizont begradigen durch Klick aufs Bild und drehen am Scrolllrad. Oder mit dem Schieberegler. Es werden Hilfslinien eingeblendet, die genaues Einstellen ermöglichen.
- Durch Ziehen der Bildränder kann der Ausschnitt verändert werden
- Perspektive
- Senkrechte Veränderungen richten stürzende Linien, waagerechte Veränderungen entzerren die Perspektive.
- Zuschneiden
- ACDSee bietet hier eine Arretierung der Proportionen des Bildes an, die an- oder abgewählt werden kann. Das Seitenverhältnis bleibt dann beim Zuschneiden konstant.
- Der Button „Schnittbereich maximieren“ erweitert den Ausschnitt auf den maximal möglichen unter Berücksichtigung der vorgenommenen Korrekturen.
- Vignetten-Korrektur
- Radius und Stärke müssen je nach Objektiv individuell eingestellt werden.
Auch die Entscheidung, ein gänzlich anderes Bildformat zu wählen, etwa ein Panorama oder ein Quadrat, kann hier umgesetzt werden.
Stapel-Entwicklung
Hast du auf diese Weise ein Bild optimiert, dann kannst du dem Programm sagen, dass es ähnliche Fotos vom selben Motiv per Stapel-Entwicklung in derselben Weise automatisch bearbeiten soll.
- Markiere im Verwaltungsmodus alle Fotos desselben Motivs, die ähnlich bearbeitet werden können.
- Wähle dann oben in der Befehlszeile die Stapel-Verarbeitung.
- Im Pulldown-Menü wird die Stapel-Entwicklung angeboten
- und unten im Scroll-Menü die zuletzt verwendeten Einstellungen.
- Die Entwicklungsschritte des letzten Bildes sind automatisch gespeichert und werden auf alle markierten Bilder angewendet.
Es werden danach noch Feinjustierungen nötig sein. Aber das Gute am Entwickler-Modus ist ja, dass man alles auch nach dem Speichern immer noch verändern kann.
Speichern und sichern
Die TIFFs werden bei jedem Arbeitsschritt mit dem „Fertig“-Button gespeichert. Erst jetzt werden die Fotos erstmalig komprimiert und im jpeg-Format gespeichert. Dazu kann die Stapelbearbeitung oder die Stapelkonvertierung gewählt werden. Die Wahl des Kompressionsverfahrens (z. B. jpg, 90 %) und das stapelweise Speichern in einen bestimmten Zielordner (z. B. „OUT“) kann für spätere Bildbearbeitungen als Voreinstellung abgelegt werden.
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